Abfallmanagement und Kreislaufdenken müssen selbstverständlich Teil jeder Unternehmensstrategie sein.
„Abfallmanagement muss raus aus der Nische“ Anne Antic & Nadine Speidel, Geschäftsführerinnen von GlobalFlow im Interview
3 Min. Lesezeit
Resphere : 20.08.25 09:34
Maximilian Lang, Gründer und Geschäftsführer von Resphere, im Interview
Maximilian Lang ist nicht nur Gründer und Geschäftsführer des Software Start-ups Resphere – sondern darüber hinaus auch Geschäftsführer bei der Gerhard Lang Recycling GmbH, einem erfolgreichen Traditions- und Familienunternehmen im Bereich Metallrecycling mit Hauptstandort in Baden-Württemberg. Mit Resphere hat Maximilian Lang nun eine Software für produzierende Unternehmen entwickelt, mit der sie ihr Recycling effizienter, transparenter und smarter managen können.
Mit Resphere wurde ein neues Unternehmen, ein Start-up gegründet, das ein Geschäftsfeld außerhalb des klassischen, Hardware-basierten Reyclings von Metallen erschließt. Was kann Resphere, was steckt hinter der Idee?
Mit Resphere habe ich eine Softwarelösung entwickelt, die das Recycling, das Abfallmanagement, von produzierenden Unternehmen transparenter und komfortabler macht. Der Kern des Produktes sind Dashboards, mit denen Unternehmen die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit Ihrer Entsorgung analysieren können und nebenbei auch die Recyclingkennzahlen für Ihren ESG-Report aufbereiten können. Die Daten können mit KI-Unterstützung aus Entsorgungsbelegen in Resphere importiert werden. Dieses ganze Management rund um das Reporting bündelt oft so viele Ressourcen und kostet unglaublich viel Zeit und Energie. Das wollen wir den Unternehmen mit Resphere aus dem Kreuz nehmen.
Wie kam es zur Idee, ein Start-up zu gründen?
Ich bin 2016 aus der Unternehmensberatung zu uns ins Familienunternehmen gewechselt. Und in den folgenden drei Jahren war für mich gefühlt die Hochphase der Digitalisierung erreicht. Überall ging es um Disruption, Transformation und die Gefahr, dass Disruptoren ganz neue Plattformmodelle installieren könnten. In unserem Fall damals Plattformen im Handelsbereich für Schrotte. Für mich war klar: Wenn wir das nicht selbst vorantreiben, überlassen wir das Feld den anderen. Mit viel Energie und Euphorie stellte ich mir eine Art „eBay für Schrotte“ vor und ging mit dieser Idee im Kopf zu unseren Kundinnen und Kunden.
Und wie war die Reaktion?
Zu meiner großen Überraschung fand meine Idee gar keinen großen Anklang. Das hatte mehrere Gründe. Einerseits hatten viele produzierende Unternehmen bereits digitale Lösungen, um Ihre Ausschreibung durchzuführen und somit kein Interesse an diesem transaktionalen Aspekt. Andererseits hatten die Kunden, mit den ich gesprochen habe, auch alle schon eine sehr gute Markttransparenz, wer überhaupt als Entsorger in Frage kommt. Mit anderen Worten, die Plattform hatte für die Kunden keinen Mehrwert. Also habe ich angefangen, tiefer einzutauchen und konkreter zu fragen: Womit verbringt ihr heute große Teile eurer Zeit? Was sind eure größten Pains, die ihr innerhalb eurer Abfallmanagementprozesse habt? Dadurch habe ich herausgefunden, dass es viele Themen und Baustellen rund um Prozesse und Transparenz gab. Und so ist letztendlich die Idee für Resphere entstanden.
Wie verlief der Vorgang um herauszufinden, ob die Idee wirklich trägt und Resphere ein erfolgreiches Geschäftsmodel werden kann?
Ich bin mit der Design Thinking Methodik in viele Gespräche gegangen, wobei ich keine Design Thinking Workshops durchgeführt habe. Ich habe vielmehr versucht, meine Fragetechnik entsprechend zu strukturieren. Die wichtigste Maxime war für mich dabei, erstmal gedanklich komplett zu ignorieren, was wir heute machen und was gut oder schlecht für unser heutiges Geschäftsmodell ist, sondern stattdessen wirklich herauszufinden, wo die Kundenprobleme liegen. Dieses Hinterfragen und Herausfinden hat mir unglaublich viel Spaß gemacht.
Wie kann Resphere von der Expertise des Familienunternehmens Lang und der Kompetenzen in der Geschäftsführung dort profitieren?
Die Anforderungen sind unterschiedlich, ob ich an unserem Familienunternehmen oder an der Entwicklung von Resphere arbeite. Aber ich versuche dennoch hier nicht einen Schalter umzulegen von einem zum anderen, sondern vielmehr einen Ansatz zu finden, der in beiden Bereichen funktioniert. So hilft mir meine Erfahrung aus dem Familienunternehmen in sehr vielen Bereichen beim Aufbau von Resphere, weil ich eine Vielzahl von Themen schon kenne, egal ob es jetzt um Finance, Marketing, Strategie oder andere Themen geht. Außerdem, und das liegt auf der Hand, profitiere ich natürlich sehr stark von meiner fachlichen Expertise im Recyclingbereich. Und somit auch Resphere.
Ich habe sehr viel über Geschäftsmodelle gelernt und das finde ich unglaublich wertvoll. Und auch über den verantwortungsvollen Umgang mit finanziellen Ressourcen und Zeit. Vielleicht war aber das Wichtigste, wirklich auf den Kunden zu hören, das eigene Geschäftsmodell genau zu verstehen und sich immer wieder zu hinterfragen: Womit schaffen wir Mehrwert für unsere Kunden? Nur dann können wir langfristig erfolgreich sein.
Resphere ist eine eigenständige Marke, keine Tochter der Lang Recycling GmbH – eine bewusste Wahl?
Ja, absolut! Es war eine ganz bewusste Entscheidung, dass Resphere als eigene Marke entwickelt und etabliert werden muss. Resphere ist keine Tochter von Lang Recycling, sondern komplett unabhängig. Der eigenständige Markenname soll auch verdeutlichen, dass das Produkt nicht nur für Lang Recycling Kunden zu nutzen ist, sondern jeder unabhängig davon profitieren und die Softwarelösung nutzen kann, das war mir total wichtig.
Wofür steht Resphere?
Resphere spiegelt die Innovationskraft wider, die sich aus dem Traditionsunternehmen Lang Recycling heraus entwickelt hat. Es zeigt, dass Lang Recycling permanent im Austausch mit den Kunden und den Bedarfen steht, diese immer wieder neu auswertet und nach innovativen, reellen Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Prozessoptimierungen sucht. Die digitale Weiterentwicklung wird an den Stellschrauben angesetzt, die Sinn machen. So entsteht eine perfekte Symbiose aus Kerngeschäft, Tradition, Know-How und hoher, bedarfsorientierter Innovationskraft.
„Abfallmanagement muss raus aus der Nische“ Anne Antic & Nadine Speidel, Geschäftsführerinnen von GlobalFlow im Interview
Zero Waste ist längst kein Trend mehr – es ist eine Notwendigkeit. Unternehmen stehen zunehmend unter Druck, ihre Abfallmengen zu reduzieren und...
In vielen Unternehmen ist Abfallmanagement nach wie vor ein zeitaufwendiger und oft ineffizienter Prozess. Abfall- und Umweltbeauftragte stehen vor...